Bei den Virtuellen Objekten hat mich der Bereich interessiert, der zwischen reiner Erfindung und realer Dinglichkeit liegt. Ich entwarf Objekte und Umgebungen, die zwar Raum und Material zeigen, aber keine wiedererkennbaren Gegenstände darstellen.

 

Es sind Fotoarbeiten von computergenerierten Objekten. Die Computer-Modelle werden mit 3D-Programmen konstruiert und in zweidimensionale Ansichten umgesetzt. Die so entstandenen Bilder können auf Papier gedruckt oder auf Fotomaterial übertragen werden.

Anders als Fotografien von realen Objekten sind virtuelle Objekte dreidimensional definiert. Jeder Quadratmillimeter ist als Volumen und als Material festgelegt. Alle Parameter können frei bestimmt und wieder geändert werden. Der Computer errechnet danach quasifotografische Ansichten. Erst diese Bilder geben Einblick in ein an sich nur mathematisch definiertes Gebilde.

 

Beim 3D-Modeling können sich verschiedene Körper und Materialien durchdringen, ohne Masse und ohne Gewicht. So sind Konstruktionen möglich am Rande des Vorstellbaren, Dinge, die gegenständlich sind und doch unbekannt.

 

Hochglänzende, reflektierende Körper schimmern hinter der glasversiegelten Oberfläche großformatiger Fotos. Im Innern bilden sie zerklüftete Höhlen, trügerische Falten, verloren wer sie betritt. Sie scheinen in einem luftleeren Raum zu schweben, ohne Gewicht und ohne Maß. Achsen- oder punktsymmetrisch sind sie auf sich selbst gerichtet, auf ihr eigenes Zentrum. Ihre Konstruktion ist nicht an der Schwerkraft orientiert, an oben und unten, wie etwa bei Häusern oder Bäumen. Eher gleichen sie Raumstationen, Mikroorganismen oder Atommodellen. Ihre messerscharfe Präzision läßt die Sinnlichkeit der dargestellten Körper und Räume zu eiskalter Distanz gefrieren – losgelöst von allen Orten, heimatlos und zeitlos.

 

Gerhard Mantz , Berlin 1997